Die Kreativität ist unser Lebensstrom

In Semesterkursen und Workshops gehen wir den Quellen unserer eigenen Kreativität nach


KREATIVITÄT UND LEBENDIGKEIT
Unsere Fähigkeit zur Kreation und Spontaneität hängt stark mit dem Gefühl von Lebendigkeit zusammen.
Fühlen wir uns selbstbestimmt? Können wir uns frei so entfalten, wie wir es für uns wünschen? Lässt die Umgebung, und vielmehr lassen wir uns unsere eigene Kreativität, unseren eigenen Weg zu? Die eigentliche Herausforderung liegt nicht darin, Neues zu denken, sondern darin, uns von unseren bisherigen Gedanken zu befreien. Wenn wir uns von vergangenen Mustern lösen, sind wir bereit für wirklich neue Wege. 
Kreativität ist schon da - wir dürfen sie wieder zulassen lernen.
Wir lernen, mit Unsicherheiten und Nicht Wissen umzugehen. Wir lernen, ein Stück unserer Kontrolle und Planung abzugeben.
Die Arbeit an der eigenen Kreativität ist eine Arbeit an sich selbst. 
 Wir selbst sind das Instrument unseres kreativen Ausdrucks, auf das wir uns wieder einstimmen wollen.
In unsere Selbstbestimmung.

Kreatives Schaffen hängt für mich nicht ausschliesslich mit Tätigkeiten wie Malen, Gestalten, Komponieren, Klavier spielen, Kochen, oder Schreiben zusammen. Ich verstehe unter Kreativität die Art und Weise, wie wir eine Tätigkeit ausführen. Führen wir eine Tätigkeit mechanisch, unbewusst aus, oder aus einer Geistesgegenwart heraus, von einer inneren Freude durchdrungen. Wir können ein Gespräch mit einem Menschen führen, und mechanisch alte Gedanken austauschen, oder auf eine kreative, schöpferische Art und Weise uns selbst überraschen lassen von unseren eigenen Worten, die fliessen wollen.

"Jede menschliche Handlung, Essen, Sich Anziehen, Auto fahren, Schlafen, schafft, 
wenn sie richtig ausgeführt wird, eine Form,
die dem Leben nicht übergestülpt wird, sondern sich aus ihm selbst ergibt."
Fernando Tavora, Architekt

Wir können Kinder erziehen, auf mechanische oder kreative Art und Weise. Wir können alle Alltagshandlungen auf eine kreative Art und Weise ausführen. Daher ist Kreativität für mich mehr eine Frage des 'Wie tue ich etwas', auf welche Weise, anstatt 'Was tue ich'.  
Wir können auf eine kreative Weise durch den Wald gehen - hüpfend, rhyhtmisch auftretend, galoppierend, alle am Boden liegenden Zweige überhüpfend. Wie sähe die Welt aus, wenn wir die Kinder als unsere Lehrer ernst nehmen würden?
Kinder lehren uns, welch unendlichen Reichtum an Gangarten es gibt.
In der Kreativität ist das Leben Spiel geworden.
Kreativität ist eine Frage der Präsenz - der Bereitschaft, sich selbst überraschen zu lassen.

Eine gut entwickelte Kreativität kann unsere Herangehensweise an Aufgaben und unseren Umgang mit Schwierigkeiten im Leben ändern, wenn wir gelernt haben, eine gewisse Gelassenheit zu bewahren, gerade vor plötzlich auftretenden Herausforderungen.


KREATIVITÄT ALS VERANTWORTLICHKEIT 
Als Gestalter unseres Lebens sind wir auf der Suche nach unserer eigenen Stimme, nach SelbstbeStimmung. Bei all den äusseren Aufgaben und Herausforderungen ist es nicht immer einfach, unsere innere Stimme wahrzunehmen, und einen eigenen Ausdruck
- unsere eigenen Antworten - auf das Leben zu finden.
Wir wollen neben den Inhalten und Werkzeugen, die wir im Kurs lernen, unser eigenes Verständnis von unserer Verantwortlichkeit als Mensch herausfinden. Das frische, spontane und inspirierte, von alten Gewohnheiten befreite Handeln ist unsere ureigenste und gleichzeitig am engsten mit der Welt verbundene Gestaltung, weil sie auf den Moment eingeht, und aus ihm erwächst. In dieser Gegenwart entsteht Begegnung.
Weil dieses spontane Handeln auf die Gegenwart hört, und ihr direkt antwortet. 
Jeder Moment als Frage, die eine frische, inspirierte Antwort verdient
Verantwortung kommt von Antworten. Hin(ein)hören. Und Antworten.
Wenn das Leben die Fragen stellt, liegt es an uns, aus uns selbst heraus, unsere ganz individuellen Antworten zu finden.  
Ist Dein Leben Deine ganz eigene Antwort auf Dein Leben?
Hören wir auf die Fragen des Lebens - und leben wir als Antworten. Leben als Antwort geben, als Verantworten.
Wir verankern uns mit unseren eigenen Antworten, verweben uns mit unserem Wort in die Welt hinein. Werden tätig, auf unsere eigene Art und Weise. Verschenken unsere individuelle Stimme, unsere Stimmung durch unser eingestimmtes, eingebundenes Instrument des Ich.


DIE WORKSHOPS BIETEN ANREGUNGEN
sich selbst, und seiner Mitwelt gegenüber achtsamer zuzuhören,
unsere Wahrnehmung zu sensibilisieren,
die Verbindung zu unserer Intuition zu vertiefen,
unsere Interessen und Fähigkeiten kennenzulernen, 
ein Vertrauen in die Unsicherheit und das 'Nicht Wissen' und
eine Gelassenheit und spielerische Freude gegenüber Herausforderungen zu entwickeln, 
ein Selbstvertrauen in unsere Mitte zu pflegen, sowie
Erfahrungen des inneren Gleichgewichts zu vertiefen (geistig-seelisch-körperlich).

Ein essentieller Aspekt für ein kreatives Leben liegt für mich in der Erfahrung unserer eigenen Mitte 
Wenn wir mehr und mehr in ein Gleichgewicht finden zwischen Handeln und Nicht Handeln, Denken und Nicht Denken
Wenn wir ein Gespür entwickeln für das lebendige Mass - wie wir unsere entspannenden, abwartenden, innerlich unbewusst arbeitenden, gewährenden, empfangenden, offenen und ungerichteten Fähigkeiten
mit unseren handelnden, ausführenden, ausgerichteten, entscheidungswilligen Aspekten ausbalancieren können. 
Wenn wir bildhaftes, grenzenloses, freies, intuitives Schaffen mit fokussiertem, selektivem und klar strukturiertem Arbeiten kombinieren können. 

Diese Ganzheit von beiden Qualitäten lässt Raum, dass die noch sehr zarten Ideensamen Wurzeln ausbilden können, geschützt vor zu früher Strukturierung und Urteil - und sie gibt Kraft und Stärke, zu rechter Zeit die gereiften Ideen in die Tat umzusetzen. Jede Wachstumsphase hat ihre eigenen Qualitäten und Zeitphasen. 
Diesem inneren Gleichgewicht von seinen eigenen sich ergänzenden Fähigkeiten nachzugehen und die Wachstumsprozesse des kreativen Sterben und Auflebens in sich nachzuspüren und nachzuvollziehen ist mir ein Ansporn für diese Kurse:
Die Kreativität - oder den Lebensstrom - unsere Natur in uns zu spüren.
Die weiss, wenn etwas Altes sterben und gehen muss, damit sie etwas Neuem, noch nie Dagewesenem Platz machen kann.


Um dieser Präsenz, dieser Bereitschaft, Altes gehen zu lassen und Neues zu empfangen, diesen Lebenswellen Stand zu halten, 
brauchen wir ein gutes Gleichgewicht aus innerer Stabilität und Offenheit.


WIE ARBEITEN WIR
Wir lernen durch Erfahrung und in Bewegung, geistig-seelisch-körperlich.
Wir arbeiten spielerisch und achtsam, mit Übungen aus der Gestalt- und Tanztherapie, der Kunsttherapie, Authentic Movement (tanztherapeutische Methode von Mary Starks Whitehouse) und Butoh (Japanischer Ausdruckstanz von Kazuo Ono), Wahrnehmungsübungen, Atem- und Entspannungsübungen, Meditation, Übungen aus dem Improvisationstheater und dem Stimmcoaching, Reflexion und Ausdruck von Erfahrungen mittels Schreiben, Sprechen, Malen ... 



Zitat aus: Max Frisch, Schwarzes Quadrat. Das Eigentliche
"
Was wichtig ist: das Unsagbare, das Weisse zwischen den Worten, und immer reden Worte von den Nebensachen, die wir eigentlich meinen. Unser Anliegen, das eigentliche, lässt sich bestenfalls umschreiben, und das heisst ganz wörtlich: man schreibt darum herum. Man umstellt es. Man gibt Aussagen, die nie unser eigentliches Erlebnis enthalten, das unsagbar bleibt; sie können es nur umgrenzen, möglichst nah und genau, und das Eigentliche, das Unsagbare, erscheint bestenfalls als Spannung zwischen diesen Aussagen.
Unser Streben geht vermutlich dahin, alles auszusprechen, was sagbar ist: die Sprache ist wie ein Meissel, der alles weghaut, was nicht Geheimnis ist, und alles Sagen bedeutet ein Entfernen. Es dürfte uns insofern nicht erschrecken, dass alles, was einmal zum Wort wird, einer gewissen Leere anheimfällt. Man sagt, was nicht das Leben ist. Man sagt es um des Lebens willen.
Wie der Bildhauer, wenn er den Meissel führt, arbeitet die Sprache, indem sie die Leere, das Sagbare, vortreibt gegen das Geheimnis, gegen das Lebendige. Immer besteht die Gefahr, dass man vorzeitig aufhört, dass man es einen Klumpen sein lässt, dass man das Geheimnis nicht stellt, nicht fasst, nicht befreit von allem, was immer noch sagbar wäre, kurzum, dass man nicht vordringt zu seiner letzten Oberfläche.
Diese Oberfläche alles letztlich Sagbaren, die eins sein müsste mit der Oberfläche des Geheimnisses, diese stofflose Oberfläche, die es nur für den Geist gibt und nicht in der Natur, wo es auch keine Linie gibt zwischen Berg und Himmel, vielleicht ist es das, was man die Form nennt?
Eine Art von tönender Grenze - ."


Wie der Bildhauer mit dem Meissel und die Sprache mit Worten das Sagbare vortreibt gegen das Geheimnis -
so nähern auch wir uns dem Geheimnis unserer Kreativität an, im Wunsch, es von allem Sagbaren zu befreien.

© Anja Müller 2025

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